SPD in Pankow-Süd ist kein Durchschnitt

Veröffentlicht am 13.02.2012 in Abteilung

Denn das durchschnittliche Parteimitglied der SPD ist über 59, männlich, eher inaktiv und lebt in Nordrhein-Westfalen. So zeigt es sich jedenfalls in den Statistiken der Parteizentrale im Willy-Brandt-Haus, über die Jens Hartung, Referent für Mitgliederwerbung/ Ost beim SPD-Parteivorstand, in der Februar-Abteilungssitzung referierte.

Der Durchschnittgenosse wird darüber hinaus immer weniger. Der Mitgliederschwund habe sich zwar im Vergleich zu den Höchstständen in den Jahren 2003 und 2004 abgeschwächt, dennoch verliert die SPD weiter Mitglieder. Zum 31.12.2011 lag die bundesweite Mitgliederzahl bei 489.638. 2011 waren rund 13.500 eingetreten, ebenso viele aber auch wieder aus. Dazu kamen natürliche Verluste, was bei der Alterstruktur wenig verwundert.
Für einen Austritt gibt es die verschiedensten Gründe – Entscheidungen innerhalb der Partei haben zutiefst enttäuscht oder die Erwartungen an den Eintritt wurden nicht erfüllt. Die meisten unter 35 Jahren, die in die SPD eingetreten sind, treten im zweiten Jahr ihrer Mitgliedschaft wieder aus.

Zur mangelnden Attraktivität der Parteien tragen neben dem negativen PolitikerInnenbild auch gesellschaftliche Gründe bei. Denn sich in einer Partei zu organisieren, sich langfristig zu binden und sich in die als starr geltenden Strukturen einzufinden, entspricht nicht dem, was sich die meisten, die politisch interessiert sind, für sich vorstellen können. Denn der Mitgliederschwund der Parteien, liegt mit Nichten daran, dass die Deutschen nicht politisch interessiert sind und sich nicht an den gesellschaftlich Prozessen in den Kommunen beteiligen wollten. Auch das zeigen die Statistiken ganz deutlich: 2% der Deutschen sind in Parteien organisiert, aber über 15% würden sich gern direkt in die politischen Prozesse und Entscheidungsfindungen einbringen. Das wird auch in Wahljahren deutlich, wenn die Aufmerksamkeit erhöht ist, sich dann doch mehr dazu entscheiden in Parteien einzutreten.

Es gibt weiterhin große Unterschiede zwischen den Ost- und West-Landesverbänden. Gerade im Osten sind teilweise so wenig Genossen in der SPD, dass die Kampagnenfähigkeit gefährdet und die Suche nach KandidatInnen für Ämter erschwert sind. Jedoch ist in diesen Landesverbänden der Aktivierungsgrad wesentlich höher und auch die Zahlung der Mitgliedsbeiträge ist besser und prozentual höher.
Neben den Jüngeren mangelt es der SPD an Frauen, ihr Anteil liegt bei 30%, und auch an MigrantInnen.

„Zunächst müsst ihr euch den Mitgliedern widmen, die in der Abteilung sind!“, so der Rat des Genossen Hartung. „Euch ganz bewusst an jene wenden, die nicht zu den Sitzungen kommen, und erfragen, welche Wünsche und Vorstellungen sie haben, unter welchen Umständen sie sich eventuell aktiver einbringen würden. Erst wenn ihr in der Lage seid, gute Mitgliederarbeit zu leisten, sollte die Gewinnung neuer Mitglieder versucht werden. Wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht, so treten zwar Neue ein, diese wenden sich aber auch schnell wieder ab, weil sie das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein.“

Insgesamt bestärkte Jens Hartungs Vortrag die SPD Pankow-Süd in ihren Plänen zu mehr Engagement bezüglich der inaktiven Genossinnen und Genossen in der Abteilung.

Knut Lambertin/ Lina-Mareike Dedert