Journaille oder Qualitätsjournalismus - Politik trifft Medien im Upsala-Klub

Veröffentlicht am 03.03.2014 in Abteilung

Das Verhältnis von Politik und Medien ist nicht immer einfach. Einerseits brauchen sie einander, andererseits scheinen sie sich oft regelrecht
gegenseitig zu bekämpfen. Das Interview im ZDF heute-Journal von Marietta Slomka mit Sigmar Gabriel nach dem Konferenzauftakt
zum Mitgliederentscheid ist da nur ein Beispiel von vielen. Und manchmal hat man das Gefühl, dass das Jagdfieber gegenüber der Politik besonders
häufig SozialdemokratInnen trifft.

Diesen Eindruck hatte auch die Abteilung Pankow- Süd bei eine ihrer Sitzungen nach der Bundestagswahl, in der neben Gründen für das enttäuschende Abschneiden der Partei auch die Frage diskutiert wurde, welche Chance der Kanzlerkandidat Peer Steinbrück eigentlich in der
Öffentlichkeit überhaupt hatte. Eben diese Frage griff am 16. Januar 2014 die Veranstaltung „Journaille oder Qualitätsjournalismus?!
– Ein medienpolitisches Streitgespräch“ auf, zu der etwa 40 Genossinnen und Genossen aus dem gesamten Kreis in den Upsala-Klub kamen. Auf Einladung der Abteilung sprach Moderator Knut Lambertin mit der Chefredakteurin der Berliner Zeitung, Brigitte Fehrle, und dem für die SPD-Berichterstattung zuständigen Politik-Redakteur des SPIEGEL,
Horand Knaup, über die Rolle der Medien in der Politik und umgekehrt.

Nach einigen Aufwärmfragen durch den Gastgeber entspann sich eine lebhafte Debatte, die sowohl vom Plenum, vor allem aber von den Journalismus-Experten auf dem Podium sehr selbstkritisch geführt wurde. Bald verlagerte sich der Diskussionsschwerpunkt weg von der SPD im Speziellen hin zum politischen Betrieb im Allgemeinen. Auch die wirtschaftlichen Zwänge des Journalismus durch die Abhängigkeit
von Auflagen, Klickzahlen und die allgegenwärtige Beschleunigung der Informationsgesellschaft wurden breit diskutiert und als Ursachen
ausgemacht, unter denen die Qualität der Berichterstattung leidet. Dabei gewährten Brigitte Fehrle und Horand Knaup immer wieder interessante Einblicke in den redaktionellen Alltag.

Der Erkenntnisgewinn des Abends war deshalb ebenso komplex wie die Vielfalt der besprochenen Themen: Eine Abkehr von den mitunter
fragwürdigen Mechanismen, die sich im Verhältnis von Politik und Medien herausgebildet haben, ist nicht so einfach möglich. Was aber sicher hilft, ist gegenseitiges Verständnis für die Situation und Sichtweise des jeweils anderen. Dazu hat der Diskussionsabend im Upsala-Klub ein großes Stück beigetragen.

Bertram Schwarz